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Bühne Nummer 18 – ein ganz großes Theater

Alle Jahre wieder, wenn alle auf der wilden Jagd nach Geschenken im stillen Weihnachtsstress sind, bin ich in einer anderen Welt, aber mindestens genauso wahnsinnig, umgeben von unzähligen Leitern, Farbeimern und Pinseln. Dann heißt es einmal mehr "Bühnemalen" im niederbayerischen Ruhstorf, wo sich ein unermüdlicher Verein jährlich dazu aufschwingt, den Fasching zum zentralen Ereignis in der Siebentausend-Seelen-Gemeinde zu erheben. Wer die fünfte Jahreszeit und den Ausnahmezustand in Köln oder Düsseldorf im Karneval einmal erlebt hat, und dazu im Vergleich den bescheidenen süddeutschen Fasching, der wundert sich schon, was diese Örtchen im hintersten Eck der Republik dazu veranlasst, solch ein Spektakel aufzuführen. So führte mich das Motto dieses Jahr direkt in den "Dschungel", und wenn ich das Jahr rückblickend betrachte, dann wundere ich mich darüber auch nicht...

Planerisch und auch Malerisch ist das natürlich ein Elefantenprojekt, denn Urwaldbäume hören nun einmal nicht auf 3 m Höhe auf, sondern wuchsen auch in der Niederbayernhalle bis über 6 m Höhe hinaus. So wurde fast die gesamte Bühne in ein "Puzzle" zerlegt, so dass die Elemente von 3 bis 6 m auf dem Boden ausgeschnitten und bemalt, und erst danach aufgestellt und montiert wurden. Aber auch diese Methode war für die Mannschaft aus 15 Rentnern, die die bauliche Umsetzung jedes Jahr ehrenamtlich ausführt, ein grenzwertiges Unterfangen. Verstärkte Spannplatten in solchen Dimensionen haben nun einmal ziemliches Gewicht, und man konnte schon staunen, mit welcher Akrobatik so mancher Ruheständler nach dem dritten Bier mit einem Baumwipfel, Ast oder Affen unterm Arm auf die Bäume stieg.

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Für die malerische Ausführung dieser Illusion auf Holzplatten brauchte ich dann ganze 10 Tage, da ich dieses Jahr weitgehend alleine arbeitete.

In Wirklichkeit wird die Bühne ja sogar zweimal gemalt. Einmal als reale Bühne und davor als Modell im Maßstab 1:25, welches ich nicht nur wegen der Farbgestaltung und malerischen Illusion anfertigen muss, sondern um die gesamte Bühnenarchitektur auf Machbarkeit zu planen und zu definieren. Erst dann können die Baupläne gefertigt werden, und ich habe die Sicherheit über die malerische Wirkung. Was für ein Aufwand für 5 Wochen Fasching – denn danach wird alles wieder demontiert, zersägt und im nächsten Jahr wieder übermalt. So manchmal fühle ich mich wie ein japanischer Eisskulpturen-Künstler, was die Lebensdauer dieser Arbeit betrifft. Wozu also der ganze Wahnsinn? Ich fragte mich das immer wieder die letzten 18 Jahre. Es ist doch nur Fasching...

... aber genau eben das! Wenn man sieht, was durch dieses jährliche Spektakel alles passiert, von Jugendarbeit und Aktivität bis ins Rentenalter, dass jedes Jahr Menschen im Verein zusammenfinden oder sich auf den Veranstaltungen kennenlernen, dann ist das eine ganze Menge. 60 Mädchen, die klassische und moderne Showtänze einstudieren, dann die Choreografie der mittlerweile legendären Mitternachtsshow, die ca. 100 Mitwirkenden, die sich zu den regelmäßigen Proben treffen, oder Jugendliche, die dann vielleicht zum ersten Mal auf einer Bühne vor 2000 Menschen stehen, sich selbst erleben, neu erleben... zusammen zu proben, lachen, arbeiten, kreativ sein, feiern, Konflikte lösen und Sozialkompetenz erlernen... Wenn man das erlebt, was vor, auf und hinter dieser Bühne passiert, dann ist ganz großes Theater. Und dafür lohnt es sich!

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